| Bilanz – ein Auszug |
Berufspolitisches Wirken in unterschiedlichen Gremien und auf verschiedenen Ebenen
Als Teil des Psychotherapeuten-Bündnisses sind wir in unterschiedlichen Gremien vertreten. So gehören wir dem Vorsitz der Vertreterversammlung der KVB an, nehmen an Sitzungen der Vertreterversammlung (VV) teil und haben in Zusammenarbeit mit den weiteren Mitgliedern der VV immer wieder Initiativen auf den Weg gebracht. Wir sind Mitglied im Beratenden Fachausschuss für Psychotherapie, ebenso als Mitglied im QS-Ausschuss der KVB im Finanzausschuss der KVB sowie Kontrollausschuss der VV vertreten. Unsere Mitglieder gehören weiteren Gremien an und haben an diversen Arbeitsgruppen innerhalb der KVB mitgewirkt sowie außerhalb des offiziellen Rahmens Kontaktgespräche zu anderen Verbänden und zu den Krankenkassen geführt.
Das berufspolitische Engagement in den zurückliegenden Jahren war sehr arbeits- und zeitintensiv. Der frühere Bundesgesundheitsminister Spahn hat in seiner Amtszeit ständig neue Gesetze auf den Weg gebracht, die es zu bewerten galt und bei denen es oftmals wichtig war, zu zeigen, wie wenig passend sie für unsere Berufsgruppen waren. Es sei hier lediglich das Stichwort „Rasterpsychotherapie“ genannt.
Nicht alles, was wir erreichen konnten, ist auf den ersten Blick ersichtlich. Oft bestand unser Engagement darin, Nachteile für uns zu verhindern und abzuwenden. Welche finanziellen Nachteile uns die erst angedachte Regelung zu den Verwaltungskosten der KVB gebracht hätte, sei als einziges Beispiel nur angedeutet.
In den zurückliegenden Jahren haben wir versucht, unser wirtschaftliches Auskommen zu sichern und auszubauen, praktikable Arbeitsbedingungen zu schaffen und das Renommee unserer Berufe als Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu verbessern. Wir hoffen und bekommen dies in Rückmeldungen in unseren Gesprächen, in der Öffentlichkeit und bei politischen Meinungsträgern mit: dass uns dies und mit Ihnen gemeinsam durch Ihre tägliche Arbeit durchaus gelungen ist.
Nachfolgend finden Sie exemplarisch Beispiele für Themen, denen unsere Aufmerksamkeit und unser Engagement gegolten hat und weiterhin gelten wird.
Verbesserung der Vergütung: Spürbare Steigerung der Honorare seit der letzten KV-Wahl, Nachzahlungen für Nachvergütung ab dem Jahr 2012, Widerspruchsvorlagen für jede Quartalabrechnung
Unsere Vergütung zu sichern und zu entwickeln ist eine unserer wichtigen Aufgaben. Es gilt darauf zu achten, dass die höchstrichterlichen Vorgaben eingehalten werden. In dem Zusammenhang haben wir uns dafür eingesetzt, dass Nachzahlungen an uns PP und KJP ausbezahlt werden, welche sich aus den BSG-Urteilen und der Umsetzung durch den Bewertungsausschuss ergeben haben. Das ist uns gelungen, es wurde zügig nachvergütet. Insgesamt hat sich durch verschiedene Maßnahmen die Honorarhöhe erfreulicherweise nach oben entwickelt. Zugleich galt es darauf zu achten, dass die Vergütung den höchstrichterlichen Vorgaben entspricht. Dauernde Aufmerksamkeit war gefragt. Es gibt jedoch auch heute noch Anlass zur Sorge, dass unsere Vergütung nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Darum werden wir – wie in der Vergangenheit auch – Widerspruchsvorlagen bereitstellen, um juristische Ansprüche auf eine Nachzahlung aufrecht erhalten zu können. Eine ausreichende Vergütung unserer Leistungen steht uns für unsere Arbeit zu. Sie ist die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Versorgung, denn nur Praxen, die wirtschaftlich bestehen können, können existieren und in der psychotherapeutischen Versorgung der Menschen mitwirken und präsent sein.
Einsatz gegen kapitalgesteuerte Investmentgesellschaften
Im Gesundheitswesen allgemein, so auch im psychotherapeutischen Bereich, machen sich immer häufiger Kapitalgesellschaften breit, die versuchen, die psychotherapeutische Versorgung zu gestalten und an sich zu reißen. Deren Ziel ist jedoch vornehmlich eine möglichst hohe Rendite, nicht die langfristige Versorgungsentwicklung. Die Ausbreitung von Investmentgesellschaften bedeutet auch eine Verdrängung inhabergeführter Praxen. Darum haben wir frühzeitig auf diese Tendenzen hingewiesen und in Arbeitsgruppen mitgewirkt, dass gesetzliche Regelungen angestoßen werden, die den Investmentgesellschaften Einhalt gebieten. Die Arbeit hier ist nicht zu Ende, wir machen entschlossen weiter, um so unsere Praxen zu erhalten.
Stärkung der Gruppentherapie und Umsetzung in entsprechenden EBM-Regelungen
Erleichterungen und Flexibilisierung in der Gruppenpsychotherapie, deutlich bessere Vergütung für gruppenpsychotherapeutische Leistungen – durch die Abschaffung starrer Gruppengrößen und bürokratischer Hürden bei der Antragstellung wurde die Gruppenpsychotherapie für psychotherapeutische Praxen attraktiver und hat zur Angebotsausweitung im Rahmen der ambulanten Versorgung geführt.
Einsatz für angemessene Regelungen bei der Corona-Pandemie (Umstellung auf Video, Finanzierung telefonischer Sprechstunde)
Die Corona-Pandemie kam ohne Vorwarnung. Aus dem Stand musste man versuchen, Regelungen zu finden, wie man in den Praxen mit der Behandlung von Patient*innen umgehen sollte (Stichworte: Hygieneregeln, Impfungen). Gute Nerven waren gefragt. Daneben war zu klären, wie neue Formate der Videobehandlung etabliert und wie eine telefonische Sprechstunde aussehen und finanziert werden konnte. Das ist uns im Laufe der Zeit gelungen, die Praxen konnten sich darauf einstellen und ihre Tätigkeit fortführen.
Kritische Beurteilung digitaler Gesundheitsanwendungen, Beteiligung an KV-internen Arbeitsgruppen – persönliche Psychotherapie vor unpersönlichen technischen Anwendungen
Die Einführung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) wurde in der Amtszeit von Bundesgesundheitsminister Spahn besonders gefördert und erleichtert. Damit ist gemeint, dass DiGAs in einem Fast-track-Verfahren in die Liste des Bundesamtes für Arzneimittelsicherheit und Medikamente aufgenommen werden konnten, danach verordnungsfähig sind und zu Lasten der GKV abgerechnet werden können. Das Fast-track-Verfahren beruht auf minimalen Anforderungen an eine DiGA, zu denen die Angaben zumeist von den Herstellern selbst gemacht werden können. Es fehlt an echten wissenschaftlichen Studien zu einer DiGA, kleinste Fallzahlen reichen aus, um von Wirksamkeit zu sprechen, es fehlt an Angaben, wann eine DiGA kontraproduktiv für Patient*innen sein kann. Zudem werden enorme Gelder dem Gesundheitssystem entzogen.
Wir haben an verschiedenen Arbeitsgruppen mitgewirkt, um aufzuzeigen, wie die DiGA gestaltet werden, welche Gefahren von diesen ausgehen können und welche enormen Summen hier verausgabt und verschleudert werden. Der persönliche Kontakt zwischen Klient*in und Psychotherapeut*in bleibt für uns der Goldstandard und muss an oberster Stelle stehen.
Beteiligung an bundesweiten Protestaktionen wie z.B. gegen übereilte TI-Anwendungen, Rasterpsychotherapie
Als Gruppe haben wir es für angezeigt gehalten, sich gegen Regelungen zur Wehr zu setzen, welche unsere Berufsgruppen diffamieren oder unsere berufliche Tätigkeit deutlich erschweren würden. Wir haben uns entschieden dagegen gewehrt, dass die sog. Rasterpsychotherapie eingeführt und umgesetzt werden soll. Sie hätte nichts anderes als den Verlust des Erstzugangsrechts bedeutet, denn Patient*innen hätten erst eine „Filterstation“ durchlaufen müssen, bevor eine Psychotherapie hätte begonnen werden können. Dahinter steckt u. a. die immer wieder verunglimpfende Annahme, wir würden nur leichte Störungen und Befindlichkeitsstörungen behandeln. Ein Narrativ, das immer wieder erzählt wird, deswegen aber nicht richtiger wird. Gemeinsam ist es uns gelungen, diese Pläne zunichte zu machen. Eine andere Aktion betraf die Telematikinfrastruktur, wo wir uns grundsätzlich skeptisch geäußert haben und offen sind für eine Klage gegen den Honorarabzug bei einer Weigerung, sich der TI anzuschließen. Der Anschluss muss unseres Erachtens freiwillig erfolgen, Sanktionen weisen wir zurück, lehnen sie ab und fordern die Rückerstattung bereits einbehaltener Honorarabzüge. Aus diesem und anderen Gründen haben wir auch eine Petition gegen die TI unterstützt und meinen, nicht zuletzt auch durch unsere Aufrufe und Ihre Mitwirkung ist es gelungen, diese Petition erfolgreich zu gestalten.
Erhalt einer flächendeckenden Versorgung durch PP und KJP
Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die psychotherapeutische Versorgung immer differenzierter wird, es konnten neue Sitze geschaffen werden, was in Zusammenarbeit mit der PTK Bayern erfolgte. Damit wurden Niederlassungsmöglichkeiten für junge und neue Kolleg*innen geschaffen, welche heute die psychotherapeutische Versorgung bereichern. So konnten neue berufliche Existenzen aufgebaut werden.
Verhinderung einer – von anderen Arztgruppen präferierten – wesentlich höheren Steigerung der Verwaltungskosten durch Erhalt der Prozentregelung statt Kopfpauschalenregelung
Schaffung weiterer Niederlassungsmöglichkeiten, insbesondere halber Sitze
Im Laufe der Zeit wurden nicht nur neue Sitze geschaffen, sondern es entstanden mit der Teilung von ganzen Sitzen neue Niederlassungsmöglichkeiten für junge Kolleg*innen. Dies setzt die Entwicklung einer Regelung voraus, welche einen ganzen Praxissitz teilbar und veräußerbar macht. Damit wurde der Einzug nicht komplett „bewirtschafteter“ ganzer Sitze verhindert, stattdessen konnte eine Hälfte veräußert werden. Wichtig war in dem Zusammenhang darüber hinaus auch, dass der Praxisumfang eines halben Sitzes großzügig ausgestattet und das mögliche Stundenkontingent bei einem halben Sitz nicht einschränkend war.
Einführung der Systemischen Psychotherapie in den GKV-Leistungskatalog
Nachdem der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie vor über 10 Jahren der Systemischen Therapie die wissenschaftliche Anerkennung ausgesprochen hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss entschieden, dass die Systemische Therapie – zunächst nur für Erwachsene – in die Regelversorgung übernommen wird. Bei der Ausarbeitung der Neuregelungen in der Psychotherapie-Richtlinie und in der Psychotherapie-Vereinbarung waren Vertreter*innen in Kooperation mit den Systemischen Verbänden entscheidend mit beteiligt und haben dafür gesorgt, dass angemessene Regelungen für die Durchführung Systemischer Therapie in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung beschlossen wurden.
Kontinuierliche Information zu berufspolitisch relevanten Themen wie z. B. zur Befugniserweiterung oder Umsetzung der Abrechnungsregelung während der Pandemie.
Es war und ist uns ein Anliegen, Kolleg*innen fortwährend über unterschiedliche Ereignisse und Veränderungen zu informieren. In Veranstaltungen zu Themen wie zu Veränderungen der Psychotherapierichtlinien, der Erweiterung unserer sozialrechtlichen Befugnisse, Veränderungen bei der Abrechnung von Leistungen etwa beim Eintreten und während des Verlaufs der Corona-Pandemie haben wir fortwährend informiert, welche Regelungen zu beachten sind. Damit konnten Irrtümer vermieden werden, in der beruflichen Umsetzung kam man meist besser zurecht und vergessen werden sollte auch nicht, dass damit durchaus auch finanzielle Vorteile entstanden, wenn klar war, was im Therapieablauf zu beachten ist und so Fehler vermieden werden konnten. Unseren Weg der Information zu Ihrem Nutzen in der Praxis wollen wir weitergehen.
Unsere Anliegen als Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen finden im Gesundheitswesen mehr Gehör
Bei vielen Themen rund um psychische Krankheiten, bei gesellschaftlichen Themen, bei Fragen zur Bedarfsplanung oder zur Praxistätigkeit wird unsere Position, unsere Beurteilung nachgefragt. Das ist möglich aus zweierlei Gründen: Zum einen sind wir als bekannte Berufsvertreter bei vielen Anlässen präsent und mit zahlreichen Personen inzwischen im Kontakt – das schafft Vertrauen. Zum anderen ist es Ihr aller Verdienst, indem Sie in Ihrer täglichen Arbeit für die Betroffenen da sind, ihnen zur Seite stehen und ihnen Wege aus der Krise und ihrer Symptomatik aufzeigen und herausbegleiten. Dafür möchten wir Ihnen herzlich danken und Sie zugleich bitten, Ihre Arbeit zum Wohle der Patient*innen und damit zum Wohl unserer Berufe fortzusetzen. Auch dafür möchten wir schon heute danke sagen, denn uns ist wichtig: Gemeinsam für die Zukunft der Psychotherapie